Rhizom 22
Meine Angst: die Wiederholung – ! Als ewig Pubertierende suchen wir unermüdlich und ohne Unterlass, getrieben ohne Möglichkeit des Entrinnens, wie unser Urahn Sysiphos, ohne jeden Funken Angst vor Verlusten, Kränkungen und Niederlagen, das Neue. Denn nur das Neue verspricht Heilung, Trost und Originalität in einer Zeit der Gleichmacherei, dem Verlust von Identität und Persönlichkeit. Den Bilderstürmern nacheifernd versuchen wir, vor Wut schäumend, mit irrem Blick und vom Wahn aufgerissenen Mündern, das Alte zu zertrümmern, zumindest jedoch ein für all alle mal hinter uns zu lassen, um so das Neue zu erzwingen. So suchen oder besser ausgedrückt irrbildern wir händeringend das noch nie Dagewesene, die blaue Blume der Romantik, die Heilung verspricht angesichts der alltäglichen, ermüdenden Wiederkehr und angeblichen Reproduktion der Lebenswirklichkeit. Wir sind Kopisten. Würde es daher uns und unserem seelischen Wohlbefinden nicht gar gut zu Gesichte stehen, wenn wir endlich die Chancen und Möglichkeiten der Wiederholung bewusst erkennnen würden? Denn das, was uns die Wiederholung ermöglicht ist keine Kopie wie bei der Reproduktion, sondern Ausdruck einer Interaktion mit der Lebenswirklichkeit, die die Differenz betont und so das Verschiedene, das Neue im Alten zum Vorschein bringt. Für mehr Wiederholung im Guten, im Neuen und einen offeneren Blick für die Differenz. Rhizom Zweizwei.Aber was ist Rhizom? In erster Linie ein Magazinprojekt an der MSD, Münster School of Design. Warum ein »Projekt Zeitschrift«? Design als akademische Disziplin ist eine Denkmethode, die sich am Machen orientiert. Das Denken ohne das Machen ist Theorie. Das Machen ohne das Denken ist Orientierungslos. Redaktion und Gestaltung Rhizom 22 bei designmadeingermany.de |