Der Beileger
Das Supplement der Rhizom. Andy Warhol hat DAS Interview-Magazin ja einst erfunden. Über Moskau und Berlin kommt so eines jetzt auch nach Münster. Viel zu groß für die Handtasche. Ein Überformat – das ist große Magazin-Kunst, bei der Text und Design effizient aufeinanderknallen. Der Beileger. Kein Leichtgewicht – und damit auch ein Gegenentwurf zum allgemeinen Digitalisierungstrend – iPad? Pah! Wenn man die Meckerei wegen der MSD-Zentriertheit mal außer Acht lässt: Die befragten Persönlichkeiten so derb aufeinanderprallen zu lassen, Texte und Design gleichzeitig zu transportieren, ohne dass das eine dem anderen die Show stiehlt, klappt in diesem Wundertütenheft doch schon ganz gut. Ein seltenes Gefühl, mal nicht wieder fünf Euro für heiße Luft auf Papier ausgegeben zu haben. Dagegen sind all die gescheiterten deutschen Interview-Magazine einfach Pillepalle. In Zeiten der Lesernähe-Mantren finden beim „Beileger“ endlose Interviewstrecken und zerebrale Monologe über erste Designerschritte oder interkulturelle Designerlegenden ihre Entsprechung in einem Layout, das den Leser in einem Moment mit Reizen überflutet und ihm im anderen jede visuelle Festhaltemöglichkeit nimmt. Blättert man durch die ersten Seiten der ersten Ausgabe – eine Nullnummer wurde als Zeitverschwendung empfunden -, dann findet man von beidem etwas, vom Einerseits-andererseits ebenso wie vom Wenn-schon-denn-schon, und hat damit wahrscheinlich gerade die paradoxe Mischung vor sich, die das ebenso paradoxe Konstrukt eines Independent-Hochschulmagazins mit Mainstream-Markt-Träumen zum Laufen bringen könnte. Grafisch wie inhaltlich. „Der Beileger“ bietet unmittelbaren Zugang zu Menschen, die der MSD nahestehen. Jeder auf seine Art ein Gestalter. Diese Ausgabe bietet anspruchsvollen Journalismus und intelligenten Lifestyle. Geschichten, die bewegen. Gute Gestaltung. „Der Beileger“ richtet sich an stilsichere und moderne Leser. Leser, die global denken und fühlen, die sich nicht durch formelle Altersvorgaben einfangen lassen, sehr wohl aber durch ihre weltoffene Attitüde. Design als akademische Disziplin ist hier eine Denkmethode, die sich am Machen orientiert. Ganz im Sinne der MSD, Münster School of Design der FH Münster. Das Denken ohne das Machen ist Theorie. Das Machen ohne das Denken ist orientierungslos. |