Rhizom_28
Wer oder was ist hier eigentlich Müll? Müll ist Materie am falschen Ort, sagt der Fachmann, und meistens auch noch in unbrauchbarem Zustand. Aber da beginnen schon die Ermessensfragen: Des einen Müll ist des anderen Wertstoff, und Recycling funktioniert gerade deswegen, weil Müll nichts weiter ist als Materie am falschen Ort. „Trash“ heißt Müll auf englisch, genauer: Das, was im Haushalt an schmierigen Resten so anfällt und sich zum Recyceln eher weniger eignet. Folgerichtig ist auch das Trash, was niemand drucken will, aber dennoch gedruckt wird, weil es ja auch Leute gibt, die gerne in Abfalleimern wühlen. Trash ist Schund, ein eigentlich viel zu wohlklingendes Wort für den abfällig gemeinten Tatbestand, und wahrscheinlich hat das dem Verdikt dereinst die Zähne gezogen. Schund war nämlich auch mal das harmlose Mickymausheft; eigentlich fast alles, was Jugend Spaß machte. Heute gibt es keinen Schund mehr, weil er aus allen Kanälen tropft und zur natürlichen Umgebung geworden ist, doch Jugend braucht Schund, Schund braucht sie, um sich zu emanzipieren, und darum hat sie den Trash erfunden. Trash ist der Mutwille, grell, geschmacklos und schlecht zu sein, um in Zeiten, in denen alles erlaubt ist, irgendwie doch anzuecken und damit auch noch Geld zu verdienen. From Trash to Cash. Rhizom achtundzwanzig.
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