Mitgefühlt
Interaktive Kissen, die die Kommunikation unter Menschen mit Demenz verbessern.
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Mara Vöcking
Bachelorarbeit (2019)
Folkwang Universität
der Künste, Essen
In Zusammenarbeit mit Bewohner*innen einer Demenz-WG
Entstanden im Rahmen des Modellprojektes Demenz Dinge
Ausgezeichnet durch den German Design Graduates
Exhibitor
Mitgefühlt sind interaktive Kissen, die die Kommunikation unter Menschen mit Demenz, die im privathäuslichen Bereich oder einer Demenz WG leben, verbessern.
Die Kissen wurden in einem partizipativ-gestalterischen Prozess gemeinsam mit 12 Personen einer Demenz WG entwickelt. In wöchentlich stattfindenden Feldversuchen, wurden die Kissen gemeinsam mit den Bewohner*innen entwickelt. Das Erkunden über den Tast- und den Hörsinn funktioniert bei vielen Menschen mit Demenz noch gut. Durch ein passendes Gewicht, Oberflächen und Interaktionen der Kissen kann die Kommunikation der Bewohner*innen besonders positiv beeinflusst werden.
Menschen mit Demenz können im Laufe der Erkrankung immer schlechter miteinander kommunizieren. Gerade weil immer mehr Demenzerkrankte in Demenz WGs wohnen, wird dieses Thema immer wichtiger. Stark beeinträchtigte Erkrankte werden in der Kommunikation unter den Mitbewohner*innen häufig ausgeschlossen. Fehlende Ansprache und Stimulation beeinflussen den Verlauf der Erkrankung negativ und können oft auch nicht durch die Alltagsbetreuer*innen vollständig ausgeglichen werden. Eine eigenmotivierte Stimulation ist bei Demenzerkrankten nicht mehr möglich.
Die interaktiven Kissen „Mitgefühlt“ machen durch Bewegung auf sich selbst aufmerksam und motivieren schwer erkrankte Bewohner*innen, sich mit ihnen zu beschäftigen. Durch die Kommunikation mit und über die Kissen wird die Sprache von stark erkrankten Personen deutlich klarer, die Stimmung lockert sich und oft laden sie auch weitere Personen ein, mitzumachen. Die stark erkrankten Personen werden so in eine Gruppe und in die allgemeine Kommunikation mit eingebunden.
Material und Herstellungsmethoden
Der Stoffbezug und die innere, aus PLA 3D-gedruckte Form kann auseinander genommen werden. Im Inneren befindet sich der Arduino mit den verschiedenen Servo- und Vibrationsmotoren. Ausgelöst wird der Servomotor von einem Bewegungssensor. Die Vibrationsmotoren wiederum von einem Beschleunigungssensor, der detektiert, wenn die „Mitgefühlt“-Kissen in die Hände genommen werden. Ein aufladbarer Akku versorgt das Kissen mit genügend Strom, sodass es im ganzen Haus und auch unterwegs zum Einsatz kommen kann. Ein Mini-Mp3-Player mit angeschlossenem Lautsprecher kann bis zu 1000 Sounds abspeichern und abspielen. Diese können individuell auf die Bedürfnisse des Menschen mit Demenz angepasst werden. Die Bezüge sind aus verschiedenen Stoffen genäht, die flauschig, fest und auch rau sind.
Mitgefühlt ist im Rahmen des Modellprojektes Demenz Dinge entstanden. Ziel des Projektes ist es, durch partizipative Gestaltung Alltagshelfer für Demenzerkrankte zu entwickeln und die Ergebnisse nach Prozessanalyse in ein Schulungskonzept für Pflege- und Betreuung, ehrenamtliche Mitarbeiter und pflegende Angehörige zu transformieren (Design-Empowerment für Menschen im Kontext von Demenz).