ALLESKÖNNER WALD

Die Verbindung von Mensch und Wald wurzelt tief. Er ist Zufluchtsort, Lebensraum und Arbeitsplatz zugleich. So sind Mensch und Tier schon immer mit dem Wald in vielerlei Bereichen verbunden und nutzen diesen ganz selbstverständlich.

Durch die enorme Abrodung der Wälder hat der Mensch einen zentralen Einfluss auf die aktuellen Umweltproblematiken. Die Frage, die daraus resultiert ist, wie wir den Wald zukünftig nutzen möchten und sollten?

Dabei spielen die biologischen und ökologischen Faktoren, die der Wald mit sich bringt, wie die Luftfiltration oder die lebensnotwendige Sauerstoffproduktion eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung mit dieser Frage. Aber auch die Rückschau, auf die Entstehung und Entwicklung unserer Flora und Fauna, hilft zu verstehen wie sich unserer Beziehung zum Wald entwickelte und veränderte.

Die neue Sonderausstellung im LWL-Museum für Naturkunde »Alleskönner Wald« beleuchtet die Wälder unserer Erde, in seinen vielen Facetten und veranschaulicht die vielseitigen Nutzungsansprüche dieser.

Die Studierenden des Seminars von Prof. Cordula Hesselbarth, der Münster School of Design, beschäftigten sich im Wintersemester 2020/2021, mit diesen und vielen weiteren spannenden Fragen, rund um den sprichwörtlichen »Alleskönner Wald«.
Vor lebensgroßen Wandbildern wird das Gefühl vom »im Wald stehen« und dennoch »den Wald vor lauter Bäumen sehen«, erlebt.
Durch fachliche Expertise und illustrierte didaktische Vermittlung, werden auch komplexe Sachverhalte in Ökologie und Biologie leicht zugänglich gemacht.
Dabei wird die menschliche Nutzungsvielfalt des Waldes veranschaulicht, aber auch der unabdingbare gegenseitige Nutzen für Wald und Mensch sichtbar gemacht. Der Lebensraum Wald und das ökologische Gleichgewicht, werden in dieser Ausstellung in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt.

Ausstellungen wie »Sex und Evolution«, »Dinosaurier«, »Leben in der Dunkelheit«, »Wasser bewegt«, »Das Gehirn«, »Beziehungskisten« und zuletzt »Überlebenskünstler Mensch« zeugen von der erfolgreichen Zusammenarbeit und langjährigen Kooperation von Prof. Cordula Hesselbarth mit dem LWL Museum für Naturkunde seit 1997.

Die 9 Studierendenprojekte und viele weitere faszinierende Exponate sind in der Sonderausstellung, »Alleskönner Wald«, ab dem 25.06.2021, im LWL-Museum für Naturkunde in der Sentruper Straße 285 in Münster zu sehen.

Seminarteilnehmer: Laisa Cordes, Frances Camen, Sandra Gleisberg, Katharina Höhne, Katja Lequen, Sarah Redlich, Emilia Schulz, Niklas Schwartz, Lily Stahr

Totholz, aber ganz lebendig! – Eine Entdeckerstation von Frances Camen

Abgefallenes am Boden liegendes Laub, umgestürzte Bäume, herausgerissene Wurzeln oder aber auch liegengelassene Holzerntereste – all diese Elemente sind abgestorben und gehören somit zum Totholz. Bei genauerem Hinschauen entdeckt man, dass dieser spannende Lebensraum von vielen kleinen Organismen wie Insekten, Bakterien, Pilzen besiedelt wird.

Frances Camen nutzte eben diese Artenvielfalt, um eine spannende und vielfältige Entdeckerstation zu entwickeln. Dabei setzte sie auf großformatige atmosphärische Illustrationen des Waldes und seinen Totholz-Bewohnern.

Auf der circa drei Meter breiten Wand-Illustration des Waldes befinden sich Türen zum Aufklappen, welche die Besucher*innen dazu auffordern, das realistisch erscheinende Waldbild zu erkunden und vielerlei Wissenswertes über die Organismen und deren Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt zu lernen.

Wandpanorama mit versteckten Bildelementen von Frances Camen
Foto: Christoph Steinweg, LWL-Museum für Naturkunde





Ökosystemleistung: Sauerstoff – Eine Spiel- und Lernstation von Katja Lequen

Der Begriff der »Photosynthese« in Zusammenhang mit der Produktion von Sauerstoff ist bekannt. Doch was steckt eigentlich genau hinter diesem Prozess? Welche Bedeutung hat die Photosynthese für uns Menschen?

Katja Lequen hat sich mit diesem Thema beschäftigt und es sich zur Aufgabe gemacht, die komplexen, biologischen Inhalte verständlich und ansprechend zu gestalten. Die Photosynthese steht nämlich im direkten Zusammenhang mit der Entstehung von Leben auf der Erde.

Insgesamt drei Wandgestaltungen und ein Aufsteller in Form eines Blattes wurden von ihr entwickelt. Die sogenannten »Chloroplastenarbeiter« in Kombination mit den hellen, frischen Farben sorgen hierbei für eine freundliche Atmosphäre, welche auch Besucher*innen ohne Vorwissen das Thema leicht und spielerisch zugänglich machen.

Drei geteilter Aufbau des Exponats »Ökosystemleistung: Sauerstoff« von Katja Lequen

Fotografien: Christoph Steinweg, LWL-Museum für Naturkunde





Die Waldgesellschaften Deutschlands ­– Ein Exponat von Katharina Höhne

Wieso gibt es unterschiedliche Wälder? Gibt es Arten von Waldgesellschaften? Wo wachsen diese? Und warum tun sie dies? Gibt es einen geheimen Code, der Waldwachstum begründet? Diese Fragen beantwortet Katharina Höhne in ihrem Raumexponat.

Das Wachstum von Wäldern und Bäumen ist von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig. So wachsen Buchenwälder fast überall in Deutschland, während andere Waldarten nur in bestimmten Höhenlagen oder bei fließenden Gewässern wachsen.

In einem Exponat, welches einer Waldhütte gleicht, werden die unterschiedlichen Baumgesellschaften in Deutschland nebeneinander vorgestellt.

Dabei schließt die Vermittlungsart des Exponats explizit alle Altersgruppen der Besucher*innen mit ein und versucht, mit farbenfrohen Illustrationen vor allem auch Kinder für die Thematik der unterschiedlichen Waldarten zu begeistern.

Katharina Höhne beschäftigte sich mit der Vielfalt von Baumarten und -gesellschaften.
Foto: Christoph Steinweg, LWL-Museum für Naturkunde





Wald und unsere Psyche ­– Ein Animationsfilm von Lily Stahr

Permanenter Stress scheint die Krankheit der modernen Gesellschaft zu sein. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie haben viele Menschen regelmäßige Ausflüge an die frische Luft für sich entdeckt, um einfach mal abzuschalten und die Sorgen zu vergessen. Nur ein kleiner Waldspaziergang und schon fühlt man sich besser. Aber warum ist das eigentlich so? Dieser Frage widmet sich der Animationsfilm »Wald und Psyche« von Lily Stahr.

Ihre Beantwortung ist jedoch viel komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Die Theorien sind vielseitig und reichen bis zum Beginn der Menschheit zurück.

Der Animationsfilm überrascht die Betrachter*innen mit vielen neuen Erkenntnissen aus der Wissenschaft und versetzt sie in Erstaunen. Denn wer hätte gedacht, wie stark der Wald uns beeinflusst.

Lily Stahr vermittelt die Vielzahl wissenschaftlicher Fakten mit einem kurzweiligen, unterhaltsamen Animationsvideo im Collagenstil. Die verspielte Gestaltung spricht dabei eine breite Zielgruppe von jung bis alt an.

Ausschnitt aus dem Animationsfilm »Wald und Psyche« von Lily Stahr

Foto: Christoph Steinweg, LWL-Museum für Naturkunde





Das Mikroklima – Eine explorative Wandgestaltung von Sandra Gleisberg

Warum ist es in der Stadt an Sommertagen heiß, während es im Wald hingegen kühler wirkt? Was versteht man unter »Mikroklima«? Und wie hilft der Wald Mensch und Tier als natürliche Klimaanlage? Die Antworten zu diesen Fragen erläutert Sandra Gleisberg in ihrem interaktiv-immersiven Wandbild.

Um die vielen Einflussfaktoren auf das Mikroklima in Stadt und Wald zu ergründen, gestaltete Sandra Gleisberg einen kuppelförmigen Wandaufsteller, in welchem Stadt und Wald in einer optischen Symbiose zueinanderstehen. Durch den zentralen Baumaufsteller,

wird die Funktion des Baumes als »Klimaanlage« in der Stadt sowie im Wald beleuchtet.

Durch den digital-illustrativen Stil und leicht verständlichen Texten sollen Erwachsene, wie auch ältere Kinder, ohne weitere Vorkenntnisse, diese komplexe Thematik erkunden können.

Das Mikroklima als Kuppel, welches Stadt und Wald vereint. Ein spannender Bildaufbau von Sandra Gleisberg
Fotografien: Christoph Steinweg, LWL-Museum für Naturkunde





Wichtige Schutzgebiete der Wälder – eine Wandgestaltung zum Entdecken von Laisa Cordes

Ob im Naturschutzgebiet, Naturpark oder Nationalpark – der Schutz des Waldes spielt in der heutigen Zeit eine wesentliche Rolle. Aber was verbirgt sich hinter diesen vielen Schutzkategorien? Wie macht sich ein höherer Schutz im Wald bemerkbar und wie verhält sich der Mensch in unterschiedlich stark geschützten Waldgebieten?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Ausstellungsstation von Laisa Cordes, die mit einer vielseitigen Wandgestaltung dazu einlädt, genau hinzuschauen und zu entde­cken, was der Naturschutz für den Wald bedeutet.

Der Blick wird dabei nicht nur auf die ver­schiedenen Gebiete in Deutschland, sondern darüber hinaus auch auf den letzten Ur­wald in Europa gelenkt, der in der Ausstellung besondere Beachtung findet.

Das detailliert illustrierte Waldpanorama von Laisa Cordes gewährt einen repräsentati­ven Einblick in die verschiedenen Gebiete, während gleichermaßen Spannung aufge­baut wird. Denn nicht alle Teile des Wandbildes sind auf den ersten Blick zu sehen – für eines müssen die Betrachter*innen den Blick durch das Fernglas wagen.

Von Klein- zu Großschutzgebieten. Laisa Cordes zeigt die wichtigsten Schutzgebiete der Wälder und ordnet diese innerhalb ihres Exponats ein.

Fotografien: Christoph Steinweg, LWL-Museum für Naturkunde





Unsere Beziehung zum Wald – Ein Guckkasten-Exponat von Niklas Schwartz

Die Beziehung der Menschen zum Wald hat sich Laufe der Geschichte immer wieder stark gewandelt. In verschiedenen Epochen und Kulturen gab es ganz eigene Sichtweisen und Einstellungen zum »Lebensraum Wald«. Niklas Schwartz entwickelte einen Guckkasten, welcher diese unterschiedlichen Sichtweisen auf den Wald erfahrbar macht.

Auf den vier Seiten des quadratischen Exponats befinden sich Gucklöcher, durch die Besucher*innen eine Perspektive der vier Epochen einnehmen können: Die Antike, das Mittelalter, die Romantik und die Moderne.

Die Szenen bestehen dabei aus mehreren Ebenen, sodass räumliche Tiefe entsteht. Liebevolle Details zeigen verschiedene Aspekte der Beziehung zum Wald der jeweiligen Epoche und bieten dem Publikum allerhand zu entdecken. Durch den Perspektivwechsel können wir erfahren, dass der Wald nicht immer so wahrgenommen wurde, wie unsere moderne Sichtweise auf diesen ist.

Vierseitiger Guckkasten, entwickelt und gestaltet von Niklas Schwartz

Fotografien: Christoph Steinweg, LWL-Museum für Naturkunde
Fotografien: Christoph Steinweg, LWL-Museum für Naturkunde





Die Rohholzproduktion – Ein Schaubild von Sarah Redlich

In ihrem Projekt zum Thema Rohholzproduktion geht Sarah Redlich den Forstmaschinen und -fahrzeugen und deren Arbeitsabläufen im Wald auf den Grund. Was wird eigentlich für die Holzernte benötigt und wie laufen die Ernteprozesse ab?

Durch das Aufzeigen drei wichtiger Forstfahrzeuge, erläutert sie den Ablauf der Ernte und welches zerstörerische Bild, diese Art der Industrieforstwirtschaft, im Wald für Spuren hinterlässt.

Im Vergleich zur maschinellen Rohholzernte, thematisiert das Exponat die traditionelle Ernte eines Waldarbeiters in Verbindung mit einem Rückepferd.

Dargestellt werden die Forstmaschinen als digital gezeichnete Outline Zeichnungen. Alle weiteren Illustrationen sind mit Pastell erarbeitet und schaffen so einen interessanten Kontrast zu den fremdartig wirkenden, hoch technologischen Maschinen. Das Exponat ist barrierearm und ist damit für jeden Besucher gut zugänglich.

Illustration von Sarah Redlich
Foto: Christoph Steinweg, LWL-Museum für Naturkunde




Der phänologische Kalender – Eine interaktive Bühne von Emilia Schulz

Der vier Jahreszeiten Zyklus ist ein bekanntes Phänomen. Doch was besagt der phänologische Kalender? In welchen Faktoren wird dieser gegliedert? Und für wen ist er von Bedeutung?

Emilia Schulz beschäftigte sich mit diesem Thema und dem Aussehen der verschiedenen blühenden Pflanzen, anhand derer die unterschiedlichen Phasen des phänologischen Kalenders bestimmt werden können und entwickelte dazu eine digitale Anwendung.

Was ist eine Zeigerpflanze? Was sind die Erkennungsmerkmale der einzelnen Kalenderphasen? Und wie beeinflusst der Klimawandel diese? Solche Fragen werden anhand leicht verständlicher Informationstexte und ästhetischer botanischer Zeichnungen beantwortet.

Begleitet wird das interaktive Touchpad von einem großen, halbrunden »Bühnenbild«, welches die Zeigerpflanzen in Originalgröße beim Auswählen aufleuchten lässt.

Die Illustrationen sind auf die wesentlichen Erkennungsmerkmale reduziert und bieten somit einen hohen Wiedererkennungswert, für die praktische Anwendung des lehrreichen »phänologischen Kalenders« im Alltag.

Digitale Medienstation von Emilia Schulz

Foto: Christoph Steinweg, LWL-Museum für Naturkunde