BEZIEHUNGSKISTEN
Formen des Zusammenlebens in der Natur

Menschen, Tiere und Pflanzen pflegen die unterschiedlichsten Formen des Zusammenlebens, von denen sie profitieren. Sei es in Familienverbänden, zu beiderseitigem Vorteil in artübergreifenden Symbiosen oder auch zu einseitigem Nutzen durch Parasitismus. Die neue Sonderausstellung des Naturkundemuseums Münster eröffnet einen spannenden Blick auf den Facettenreichtum symbiotischer Beziehungen in der Natur. 

Im Seminar des Wintersemesters 2018/19 von Prof. Cordula Hesselbarth arbeiteten die Studierenden mit Freude und Eifer an neuen Ausstellungskonzepten zu den unterschiedlichsten Beziehungskisten. Sie erklärten Themen wie die Entstehung des Zusammenlebens, die Verwandtenerkennung und –selektion oder die Koevolution. Andere Studierende beschäftigten sich intensiv mit Mykorrhizen, Bakterien oder Parasiten. Mal mit Humor, mal mit Sachlichkeit wurden anspruchsvolle, wissenschaftliche Themen in neue Konzepte zur Wissensvermittlung verwandelt.

Die neue Sonderausstellung »Beziehungskisten – Formen des Zusammenlebens in der Natur« präsentiert unter anderem elf studentische Arbeiten von der Münster School of Design. Zu entdecken gibt es Rauminszenierungen, Wandgestaltung, interaktive Anwendungen und vieles mehr – zum Staunen, Gruseln und Schmunzeln. Die Museumsbesucher erwartet eine Ausstellung die in jeder Beziehung spannend und abwechslungsreich ist.

Bereits viele vorangegangene Ausstellungen wie »Dinosaurier«, »Wasser bewegt« und zuletzt »Das Gehirn« zeugen von der erfolgreichen Zusammenarbeit und langjährigen Kooperation von Prof. C. Hesselbarth mit dem LWL Museum für Naturkunde seit 1997.

Interessierte können in der Sonderausstellung im LWL-Naturkundemuseum an der Sentruper Straße 285 in Münster vom 25.09.2019 bis zum 27.09.2020 erstaunliche und faszinierende Einblicke in die unterschiedlichsten Formen des Zusammenlebens bekommen.

Seminarteilnehmer: Helen Bronse, Julia Aden, Sarah Emrich, Julian Schütz, Benedikt Dietrich, Valentin Brommer, Henrike Kelsch, Maximilian Weihs, Rabea Stockbrink, Niclas Grieser, Mathis Einemann, Sarah Redlich, Svenja David, Katrina Biedenbender, Paulina Adass, Mara Gellenbeck

 

 

»Zusammenleben im Tierreich« – Eine multimediale Station von Helen Brose

 Warum leben manche Tiere in großen Gruppen zusammen? Welchen Nutzen ziehen sie aus dem gemeinschaftlichen Leben? Und welche Gruppendynamiken bestehen in den unterschiedlichsten Gruppenzusammenschließungen?

Das Projekt von Helen Brose, erklärt die Vielfalt des Zusammenschlusses von Tieren in der Natur.

Viele Tiere leben in verschiedenen Tiergemeinschaften zusammen. Sie bilden sogenannte Verbände, die aus wenigen oder sehr vielen Tieren einer Art bestehen können.

Auch die Strukturen der Verbände zeigen sich vielfältig. So gibt es z.B. Herden, Rudel oder Großfamilien. Dabei schließen sich die Tiere aus unterschiedlichsten Gründen zusammen, beispielweise um sich gegenseitig vor Feinden zu beschützen, Fressfeinde zu vertreiben oder um sich die Aufzucht ihrer Nachkommen zu teilen.

Um die Vielzahl der unterschiedlichsten Verbände zu veranschaulichen, gestaltete die Designstudentin ein großes Wandbild, auf dem verschiedene Tierarten zu sehen sind. Der Besucher kann durch versteckte Klappen innerhalb dieser Wandgrafik, ein humorvoll und reduziert gestaltetes Animationsvideo zum Hintergrund des Zusammenschlusses der gewählten Tiergruppe entdecken. Mit einer eingängigen und kindgerechten Bildsprache spricht diese Ausstellungsstation auch schon die jüngsten Besucher an und vermittelt so spielerisch und leicht die komplexen Arten des Zusammenlebens im Tierreich.

Ein großes Wandbild, gestaltet von Helen Brose, lädt den Besucher zum interaktiven Entdecken, der unterschiedlichen Arten von Tierverbänden ein.

 

 

Entstehung von Zusammenleben: » Vom Einzeller zum Mehrzeller« – Ein begehbares Wimperkugelalgenmodell von Julia Aden und Sarah Emrich

Vor etwa 1,5 Milliarden Jahren trat eine entscheidende Veränderung in der Evolution der Lebewesen auf: Einzeller verbanden sich aus Schutzgründen zu Kolonien, es entstanden die ersten Mehrzellerorganismen. Die Grundlage aller Lebensformen, die wir Menschen bis heute kennen, war geebnet.

Das Phänomen »Vom Einzeller zum Mehrzeller« wird durch das Partnerprojekt von Julia Aden und Sarah Emrich, anhand des Beispielorganismus Volvox, eine kugelförmige grüne Wimperkugelalge, welche die Schwelle dieses Übergangs darstellt, erlebbar gemacht.

Ein etwa drei Meter großes begehbares Zelt als Austellungsexponat, welches ein stark vergrößertes Modell der besonders ästhetischen Wimperkugelalge darstellt, ist allein von außen für jeden Besucher ein ästhetischer Blickfang. Im Inneren befinden sich kleinere ertastbare Modelle sowie die gebündelte Aufbereitung des Themas, bestehend aus informativen Textquellen, ästhetischen Mikrofotoaufnahmen und erklärenden Informationsskizzen.

Der Besucher wird gezielt durch das begehbare Modell geführt, um durch eigene, auch haptische Entdeckungen, einen individuellen Wissenszuwachs erleben zu können und den Grundbaustein aller höher entwickelten Formen kennen zu lernen.

Die Anfänge des Zusammenlebens, verdeutlichen J. Aden und S. Emrich durch ihr begehbares, interaktives Raummodell einer Wimpernkugelalge.

 

 

»Verwandtschaftsselektion nach der Hamilton Regel«  und »Warum ist Blut dicker als Wasser?« – Eine interaktive Ausstellungsstation von Julian Schütz, Valentin Brommer und Benedikt Dietrich

Welche Bedeutung hat das Sprichwort »Blut ist dicker als Wasser« in Zusammenhang mit der Verwandtschaftsselektion bei Lebewesen? Wie wird nach der Hamilton-Regel die Gesamtfitness eines Organismus berechnet? Können Tiere selbstlos sein? Und wie steuert die Verwandtenbeziehungen das Verhalten von Tieren und uns Menschen?

Das Gruppenprojekt »Verwandtschaftsselektion«, eine Station für Beobachter und Forscher, wurde von Julian Schütz, Benedikt Dietrich und Valentin Brommer zu genau diesen und vielen weiteren spannenden Fragen, erarbeitet.

Interaktive Anwendungen und anschauliche Bilder liefern Erklärungen für Altruismus in der Tierwelt und werfen die Frage auf, ob wir Menschen uns von unseren Genen steuern lassen.

Benedikt Dietrich fertigte drei umfangreiche digitale Illustrationen zu Erdmännchen, Bienen und Graufischern an. Die detaillverliebten Bilder werden von kurzen Animationen begleitet, welche einen Einblick in die sozialen Strukturen der Tiere verschaffen. Zusammen mit den präzisen Zeichnungen und bildschönen Aquarellen von Valentin Brommer, wird der Besucher in die Rolle eines Forschers versetzt.

Ergänzend fordern Mitmachstationen von Julian Schütz dazu auf, sich spielerisch mit dem Thema auseinanderzusetzen. Jeder kann an einer digitalen Umfrage teilnehmen und so der Frage nachgehen, wie autonom unsere Handlungen wirklich sind.

Die Ausstellung fasziniert durch das Wechselspiel digitaler und analoger Illustrationen und regt Besucher jeden Alters zum Interagieren und Entdecken an.

Ist Blut dicker als Wasser? Diese Fragen gehen B. Dietrich, J. Schütz und V. Brommer, mit ihrer vielseitigen Forscher- und Entdeckerstation nach.

 

 

Verwandtenerkennung im Tierreich – Illustrierte Infosäulen von Henrike Kelsch

Die Pflege des eigenen Nachwuchses, den Freund vom Feind unterscheiden, Sozialpartner und Fortpflanzungspartner auseinanderhalten – dies sind nur einige der Situationen, in denen es für Tiere überlebenswichtig ist, die eigenen Verwandten zu erkennen.

In ihrer Ausstellungsstation zur »Verwandtenerkennung im Tierreich« stellt Henrike Kelsch die unterschiedlichen Mechanismen vor, die sich in der Tierwelt bei der Unterscheidung zwischen dem »Selbst« und dem »Fremd« in der Natur bewährt haben und bis heute gelten.

Der Besucher wird um drei hohe dreiseitige Säulen geführt, die vor einer einleitenden Ausstellungswand präsentiert werden und jeweils einem dieser Mechanismen gewidmet sind. Ansprechende Bildtafeln mit berührenden und liebevollen Aquarell-Illustrationen, die teilweise interaktiv aufgeklappt werden können, machen neugierig auf die textliche Erläuterung, der visuell gezeigten Verhaltensmuster der mannigfaltigen Tiere.

Mit einem gewissen Augenzwinkern in der Bildsprache, erfährt der Besucher beispielsweise weshalb der Totengräberkäfer Larven tötet oder wieso der Kuckuck mit seiner Strategie, sich in fremde Nester einzunisten, solchen Erfolg hat.

Wie schaffen Tiere es, ihre eigenen Nachkommen von den vielen Fremden zu unterscheiden? Diese  und weitere spannende Fragen können in der Ausstellung »Beziehungskisten – Formen des Zusammlebens in der Natur« von den Museumsbesuchern entdeckt werden.

 

 

Das Mikrobiom des Menschen – Eine Wandgestaltung von Maximilian Weihs

In uns und auf uns leben Millionen und Abermillionen von Kleinstlebewesen. Besonders auf unseren Schleimhäuten, unserer Haut und in unserem Darm tummeln sie sich und erledigen viele, mitunter lebenswichtige Aufgaben.

Besonders die fleißigen Helfer im Darm kommen in der öffentlichen Wahrnehmung leider zu kurz. Der Bestseller »Darm mit Charme« von Giulia Roberts hat die Verdauung zwar salonfähiger gemacht, aber dennoch bleibt der Darm und seine Bakterien ein Ekelthema. Aber nicht alle Bakterien machen uns krank! Sogar im Gegenteil: sie halten uns gesund, unser Immunsystem unter Kontrolle, pflegen den Darm und helfen uns sogar bei der Verdauung. Unsere Bakterien verstehen, heißt uns besser verstehen.

Maximilian Weihs hat sich daher der Aufgabe angenommen, gerade Kindern diese unsichtbare Welt in uns zu erklären. Schafft man schon in der jungen Generation Vorurteile aus dem Weg, ist ein besserer und gesünderer Umgang mit unseren kleinen Freunden schon viel wahrscheinlicher. Aber auch Eltern können viel lernen, denn der Trend zu übermäßiger Hygiene durch Desinfektion ist oft kontraproduktiv, wie sich in dieser Ausstellungsstation zeigt.

Mit kindgerechten Illustrationen werden die eher abstrakten Bakterien menschlicher, verständlicher und sympathischer gemacht. Eine Bildschirmanwendung zeigt die quirligen Kleinstlebewesen bei ihrer alltäglichen Fleißarbeit. Interaktive Elemente laden zum persönlichen Erfahren und Spielen für Groß und Klein ein und versuchen so, dem Ekel entgegen zu treten und eine neue Sicht auf unsere freundlichen Untermieter zu geben.

Das Mikrobiom des Menschen – oder anders: Bakterien! Ekelig? Im Gegenteil, überlebenswichtig! Neue Erkenntnisse über unsere fleißigen Helfer, veranschaulicht von Maximilian Weihs.

 

 

Mykorrhiza »Partnerschaft im Verborgenen« – Eine Rauminszenierung von Rabea Stockbrink

Es gibt Arten des Zusammenlebens, die sich im Verborgenen abspielen und nicht direkt als solche erkennbar sind. So ist es auch mit der Symbiose zwischen vielen unserer Waldbäume und ihren Pilzen. Beide Partner brauchen sich gegenseitig und sichern das Überleben des jeweils anderen, indem sie wichtige Mineralstoffe über das Wurzelnetz austauschen.

In dem Exponat von Rabea Stockbrink wird erklärt, wie genau diese Zusammenarbeit an der Verbindungstelle – Mykorrhiza genannt, funktioniert. Zudem erläutert die Designstudentin, welche Folgen eintreten würden, wenn dieses partnerschaftliche Zusammenleben auseinanderbrechen würde und welche Auswirkungen diese Dysbalance auch auf uns Menschen haben würden.

Die Wandgestaltung lässt den Besucher in diese faszinierende Welt unter die Erdoberfläche eintreten. Vor der Ausstellungswand wird er durch ein Steuerpult dazu aufgefordert, selbst zu entdecken und zu beeinflussen was die Auswirkungen des Stoffaustauschs sind.

Die Bildsprache des Exponats ist sehr naturnah gestaltet. Eine Besonderheit des Projekts sticht allerdings schnell hervor: ein großes, leuchtendes Pilzgeflecht, welches ein Abtauchen in die unterirdische Welt garantiert. Die sonst sehr beruhigenden, naturschönen Farben des Waldes und die schlichten, erklärenden Illustrationen lassen die Gesamtgestaltung sehr harmonisch wirken. Das Ausstellungsexponat von R. Stockbrink lädt den Besucher zum Verweilen, in eine uns sonst so verborgenen Welt ein.

Ungewohnte Sichtweisen: Unterirdische Welten verknüpfen sich miteinander. Wie Waldbäume und Pilze eine notwendige symbiotische Beziehung eingehen, kann man nun im LWL-Museum für Naturkunde in Münster erfahren.

 

 

Tiefseefische und lumineszente Bakterien – Ein Ausstellungsprojekt von Niklas Grieser und Mathis Einemann

Das Überleben in andauernder Dunkelheit bedarf einer besonderen evolutionären Strategie. Mangels jeglicher Sonnenstrahlen hat die Fülle nahezu unerforschter Tiefenbewohner deshalb ihre ganz eigenen Lichtquellen entwickelt. Hierbei stammt das zur Jagd, Kommunikation und sogar zur Tarnung genutzte »lebendige Licht«, Biolumineszenz genannt, in den meisten Fällen nicht etwa von dem eigentlichen Lebewesen selbst ab, sondern von einer Vielzahl kleiner bakterieller Helfer.

Die Ausstellungsstation, gestaltet von Niklas Grieser und Mathis Einemann, befasst sich am Beispiel des Anglerfisches mit den chemisch-biologischen Vorgängen dieses einmaligen Naturphänomens, sowie seines Platzes als Jäger im faszinierenden Ökosystem der Tiefsee.

Naturnahe und humorvolle Darstellungsarten liegen hier in einem sich ergänzendem Wechselspiel nahe beieinander. Lichtspiele auf dunklem Grund laden zu genauerem Hinsehen auf die kuriosen Geschöpfe ein, während ihre beeindruckenden Fähigkeiten durch unterhaltsame Karikaturen spielerisch erklärt werden. Entlang der illustrativ vielseitig gestalteten Informationsebenen bekommt der Besucher vom Lebensraum, bis hin zur biologischen Komplexität einen umfangreichen Eindruck über dieses nahezu unerforschte Phänomen der Tiefsee-Symbiosen.

Angekommen an einer analogen Tauchboot-Simulation ist der Besucher eingeladen, selbst auf die Suche nach den beeindruckenden Lichtwesen der Tiefsee zu gehen und sie als Räuber und Beute, in ihrem, für uns lebensfeindlichen Umfeld, zu beobachten.

Sie sind beinah unerforscht und strahlen daher eine ganz besondere Faszination aus – Tiefseebewohner und ihre strahlenden Helfer. N. Grieser und M. Einemann lassen Licht ins Dunkle der Tiefsee.

 

 

»Schmarotzer von Innen« – Die Endoparasiten des Menschen anschaulich erklärt von Svenja David und Sarah Redlich

Was sind eigentlich Endoparasiten, welche Formen und Arten kommen vor? Wie nutzen diese uns als Wirt aus? Und welche Infektionen können diese bei uns Menschen auslösen?

In dem Partnerprojekt von Svenja David und Sarah Redlich werden diese und viele weitere spannende Fragen beantwortet. Die drei gefährlichsten Infektionskrankheiten des Menschen: Malaria, Tuberkulose und HIV/AIDS werden zu Beginn der Ausstellungsstation erläutert und ihre Unterschiede und Auswirkungen sichtbar gemacht. Ein detaillierter Blick wird im Exponat auf den wohl bekanntesten Virus, dem HI-Virus gelenkt, indem vielseitige Informationen wie Übertragungsarten, Prozesse im Körper und Symptome vermittelt werden. Aber auch die verbreiteten sozialen Vorurteile der HIV-Erkrankung sollen durch faktische Aufklärung, aus dem Weg geräumt werden.

Die Darstellungsweise der illustrierten Viren besitzen eine besondere Raffinesse. Hier wurde der gestaltlosen, abstrakten, mikroskopischen Zellebene eine ansprechende farbintensive Darstellung gegeben, die sich dem Besucher in Form von liquiden, dynamischen, leuchtenden Formen zeigen. Die zerfließenden Spritzer dieser Formen ähneln auf gewisser Weise der Ästhetik von Mikroskop-Bildern, aber ergänzen diese durch eine abstrakte und künstlerische Schönheit. Die Leuchtkraft der farbigen Viren kommt besonders auf der sattschwarzen Untergrundfläche zum Tragen.

Besonderheit des gestalteten Exponats sind die inklusiven Mitmachstationen, in Form einer großen Ader, an welcher man den Weg des HI-Virus durch den Blutkreislauf des Menschen fühlend, hörend und sehend nachvollziehen kann. So ist das Exponat von S.David und S.Redlich ein besonderer Wahrnehmungspunkt für Jedermann auf gleich mehreren Ebenen.

Von Endoparasiten und ihren möglichen Auswirkungen auf uns Menschen. Ein spannendes und aufklärendes Museumsexponat, welches uns die realen Gefahren aufweist.

 

 

Die Verhaltensmanipulation durch den Sacculinakrebs, erklärt von Katrina Biedenbender

In ihrem Ausstellungsprojekt erklärt Katrina Biedenbender den ungewöhnlichen Lebenszyklus eines Parasiten – dem Sacculinakrebs. An zwei Ausstellungswänden zeigt sie, wie dieser sich von einem harmlosen Rankenfußkrebs zu einem Parasiten entwickelt und welche Kontrolle er, nachdem er sich unbemerkt Zugang zum Körper eines größeren Lebewesens verschafft hat, ausübt.

Das Exponat ist multimedial gestaltet und spielt mit unterschiedlichen Gestaltungsebenen. Neben den beschrifteten Illustrationen, werden Details anhand eines 3D-Modells und eines Animationsclips erklärt.

Um dies zu visualisieren, arbeitete die Designstudentin mit einer Kombination aus analogen und digitalen Zeichentechniken. So entstanden detaillierte Tintenzeichnungen von Strandkrabben, in die sie digital den Parasiten, den Sacculinakrebs, einzeichnete.
Durch die Farbgebung, bei der ausschließlich der Sacculinakrebs grell gelb eingefärbt ist und alles andere sich in Grautönen im Hintergrund hält, sticht der Parasit hervor. Hiermit wird sein starker Einfluss auf die Strandkrabbe gestalterisch deutlich gemacht und in den Vordergrund der Aufmerksamkeit gerückt.

Um den Lebenszyklus des kleinen Parasiten im Detail zu erklären, animierte Katrina Biedenbender zudem einen 10 sekündigen Videoclip, der ein entscheidendes Detail in der Metamorphose zum Parasiten zeigt und so das Thema umfassend beleuchtet.

Ein besonderer Eyecatcher ist die riesige Illustration einer vom Sacculinakrebs befallenen Strandkrabbe, deren Schatten sogar über den Boden aus der Ausstellungswand herausragt. Dieser macht den Besucher schon von weiter Ferne auf das Exponat aufmerksam und lässt die unheilvolle Auswirkung des alles regulierenden Parasiten erahnen.

Eine gewöhnliche Strandkrabbe wird zur Marionette eines Parasiten. Kontrollverlust durch den Sacculinakrebs – eine schaurig schöne Ausstellungsgestaltung von Katrina Biedenbender.

 

 

Multiresistente Erreger »Kleine Feinde unter uns« – Ein Projekt von Paulina Adass

Antibiotikaresistenz ist in aller Munde. In der Viehzucht aber auch in Krankenhäusern ist immer öfter von resistenten Bakterien zu hören, und von den gefährlichen Folgen, die dadurch entstehen können. Große Ängste werden mit diesem Begriff verbunden, aber was genau ist Antibiotikaresistenz und wie kommt es dazu?

Mit diesen komplexen Fragen beschäftigte sich Paulina Adass in ihrem Ausstellungsexponat »kleine Feinde unter uns«.

Das Besondere an dem Exponat ist, das ein sehr theoretisches Thema greifbar und verständlich durch eine einfache und direkte Bildsprache aufbereitet wurde. Helle Farben und ein schlichter grafischer Stil, bunte Bakterien aus einfachen Formen, mit Armen, Beinen und Gesichtern lassen komplexe Sachverhalte leichter verstehen.

Mittelpunkt des Exponats ist ein einminütiges Video, in dem das Entstehen der multiresistenten Bakterien erklärt wird. Auch hier leiten die bunten Bakterien den Besucher durch das Thema. Dabei wird auch die Symbiose von Mensch und Bakterium erklärt und welche Folgen und Auswirkungen Antibiotikaresistenz tatsächlich auf unseren Organismus haben kann. Ein Ausstellungsexponat, das durch seine hohe Aktualität und seine ansprechenden Illustrationen große Neugier bei den Besuchern wecken soll.

MRSA – Multiresistente Erreger sind aktuell in aller Munde. Die Sorge wächst, aber auch berechtigt? P. Adass gibt neue Aufschlüsse über die antiobiotikaresistenten Bakterien.

 

 

Koevolution: Die Treiberameisen und ihre ungebetenen Gäste – Ein Aufdeckspiel von Mara Gellenbeck

Der Begriff Koevolution beschreibt einen evolutionären Prozess, bei dem sich zwei Organismen immer wieder wechselseitig aneinander anpassen, um dabei von dem jeweiligen Anderen zu profitieren.

Dieses Evolutionsphänomen erklärt Mara Gellenbeck anhand des Beispiels der Treiberameisen und ihren Nestparasiten in ihrer Ausstellungsstation.

Da die Treiberameisen beachtliche Mengen Beute für ihre Kolonien erlegen können, profitieren auch andere Tiere gerne vom Jagderfolg der Ameisen und haben deshalb verblüffende Strategien entwickelt, um unerkannt Nahrung, aber auch Schutz innerhalb der Ameisenkolonie zu finden. Im Laufe der Evolution ist es ihnen gelungen, dass die Ameisen sie nicht nur unbeabsichtigt im Nest tolerieren, sondern dass sie zusätzlich mit ihnen von Ort zu Ort ziehen. Diese erstaunlichen koevolutionären Anpassungen seitens der Parasiten stehen im Mittelpunkt der Ausstellungsstation.

Die Designstudentin entwickelte ein illustriertes Wandbild, in dem viele versteckte Bildelemente zu finden sind, die durch unterschiedliche Handlungen wie Schieben, Klappen und Drehen aufgedeckt werden können. Der Besucher soll aktiv nach den Standorten und Strategien der Nestparasiten suchen und die koevolutionären Anpassungen durch verschiedene Handlungsanforderungen selbst erfahren können.

Die Wandgrafik mit ihren vielen versteckten Bildelementen besitzt eine abstrahierte, kindgerechte und leicht verständliche Bildsprache, die durch Witz und Spaß das Lernen unterhaltsam machen soll.

Es hört sich an wie ein Märchen – Eine Schnecke wird von fleißigen Ameisen zum Nest getragen. Wie die Parasiten der Treiberameisen dies durch koevolutionäre Anpassungen bewerkstelligen, zeigt M. Gellenbeck in ihrem Aufdeckspiel.