Touristen im Regen_08
Die Sprache ist unverständlich, die Kultur fremd, das Essen anders – viele neue Eindrücke für zehn Designstudierende. Ihre Erlebnisse in Moskau verarbeiten sie auf kreative Art: in einer Zeitung. Sich in einem Kulturraum zu bewegen, in dem man nicht einmal die Buchstaben lesen kann, ist verwirrend. Diese Erfahrung machten zehn Studierende des Fachbereichs Design der FH Münster, der Münster School of Design (MSD). Fünf Tage verbrachten sie in Moskau, gemeinsam mit Prof. Rüdiger Quass von Deyen und Prof. Felix Scheinberger. Die Sprache ist unverständlich, alle Schilder sind mit kyrillischen Buchstaben bedruckt, die Kultur ist fremd, das Essen anders. Jetzt verarbeitet die Gruppe ihre Erlebnisse auf besondere Art: Sie gestaltet eine Zeitung. Wie genau die Autoren ihre Beiträge umsetzen, ist ihnen völlig freigestellt. „Die Studierenden sollen lernen, ihre Empfindungen mündlich und schriftlich auszudrücken“, sagt Quass von Deyen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer studieren Design, allerdings mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Illustration und Kommunikationsdesign. „Deshalb geht es auch darum, die Sprache des jeweils anderen zu verstehen.“ Das sei schließlich eine Herausforderung, die allen Designern später im Berufsleben begegne. In Moskau besuchten die Studierenden den Kreml und eine der größten Kreativagenturen im Land. Außerdem trugen sie Referate vor, die sie im Vorfeld vorbereitet hatten – unter anderem zur Moskauer Stadtgeschichte, zur Kunst, zu den Zaren und zum aktuellen Russland. „In fünf Tagen schafft man es natürlich nicht, tief in die russische Seele einzutauchen“, so Quass von Deyen. „Aber den Blick einmal auf eine andere Kultur zu lenken und die Geschichte dahinter zu verstehen, das hat funktioniert und ist eine große Bereicherung.“ Wohl kaum einer der Studierenden sei im Vorfeld auf die Idee gekommen, nach Moskau zu reisen. „Aber zusammen hat das sehr gut geklappt.“ Der Hochschullehrer besuchte Moskau bereits zum dritten Mal. „Die Stadt verändert sich. Die Menschen sind zwar immer noch eher reserviert im Umgang mit Fremden, aber die Atmosphäre ist insgesamt offener. Für uns war es zum Beispiel kein Problem, sich völlig frei im Kreml und in der Stadt zu bewegen – das war schon ein tolles Gefühl.“ Jetzt sind die Studierenden mit dem Layout ihrer Zeitung fertig, spätestens zum Start des Wintersemesters sollen die gedruckten Ausgaben da sein. „Das ist immer ein sehr spannender Prozess, weil wir im Vorfeld ja überhaupt nicht wissen, wie das fertige Produkt aussieht“, sagt Quass von Deyen. Gemeinsam mit Scheinberger bietet er solche Exkursionen regelmäßig an, und die sind bei den Studierenden sehr begehrt. „Die meisten melden sich so früh bei uns, dass dann noch gar nicht feststeht, wohin die Reise geht.“ 30 bis 40 Bewerbungen seien dieses Mal eingegangen, letztendlich habe das Los entschieden. „Wir wollen die Gruppe bewusst klein halten, um jeden Teilnehmer bestmöglich fachlich begleiten zu können.“ Insgesamt war es die achte Exkursion dieser Art. In den Jahren zuvor bereisten Quass von Deyen und Scheinberger gemeinsam mit Studierenden New York, Rom, Jerusalem, Krakau, Avignon, Lissabon und die Toskana – jetzt also Moskau. Warum gerade dorthin? „Die Stadt erschien uns als diejenige, die für uns am fremdesten ist. Der Rest war Bauchgefühl.“ Redaktion und Gestaltung |